So stimmen die Töne im Farbakkord
Farbe ins Leben und in die Wohnung zu bringen tut gut. Aber was passt zum türkisfarbenen Teppich oder dem roten Sofa? Vielleicht habt ihr euch solche Fragen auch schon mal gestellt. Immerhin kann es ganz schön herausfordernd sein, passende Kombinationen zu finden. Wir haben mit der Farbexpertin Miriam Seixas gesprochen, um Antworten zu bekommen. Anhand ihrer gemütlichen Wohnküche und des farbenfrohen Wohnzimmers zeigt sie uns, wie man einen Raum analysiert und eine stimmige Farbpalette findet. Dazu hat sie praktische Checklisten parat, mit denen auch ihr direkt loslegen könnt! Seid ihr bereit?
Miriam Seixas aka Frau Kieselstein
Miriam liebt Farben, seitdem sie denken kann. So sehr, dass ihre Eltern sie schon im Kindesalter mit ins Möbelhaus genommen haben, um das passende Sofa auszusuchen. Heute inspiriert Miriam ihre Mitmenschen professionell als Interior-Influencerin. Denn sie kennt sich durch ihr Studium in Kunstwissenschaft und ihren Beruf als Kreative perfekt mit der Raumgestaltung aus. Auf Instagram zeigt sie als @frau.kieselstein vor allem ihre wunderschönen Wohnungen – und ja, es sind gleich zwei: eine in Hamburg und eine in Porto. Das ist spannend! Denn Miriam ist experimentierfreudig und probiert gerne mutige Farben aus. So auch in ihrer gemütlichen Wohnküche und ihrem farbenfrohen Wohnzimmer. Sie hat uns mitgenommen und zeigt Schritt für Schritt, wie eine Raumgestaltung gut gelingt.
Was bringt der Raum mit?
Miriam findet, dass man mit Farbe den Charakter eines Zimmers voll und ganz verändern kann. Doch bevor sie loslegt, schaut sie sich den Raum genau an. Die erste Frage ist dabei, welche Funktion er erfüllen soll: Ist es ein Ort zum Entspannen, oder geht es dort gesellig zu? Dann ist zu beachten, wie viel Tageslicht in den Raum kommt. Denn je nachdem, wie hell oder dunkel und wie warm oder kalt das Licht ist, wirken die Farben unterschiedlich. Miriam hat zum Bespiel bemerkt, dass das Licht in Portugal oft stärker und wärmer ist als in Hamburg. Dazu achtet Miriam darauf, wie groß der Raum ist, welcher Boden verlegt ist und ob schon Möbel da sind, die eingeplant werden sollen.
Ihr könnt alle Fragen auf einen Blick gebrauchen? Dann nutzt doch Miriams praktische Guideline zur Raumanalyse!
Die Wohnküche, ein Ort für Begegnungen
Die Wohnküche ist Miriams Lieblingsort in der Wohnung. Sie beschreibt sie selbst so: „Für mich ist die Wohnküche ein geselliger Ort, an dem ich vor mich hinköchele und auch mal mit Freunden sitze. Ein Ort der Begegnung.“ Um eine freundliche und gemütliche Atmosphäre zu schaffen, hat sich Miriam zunächst für helle, warme Grundfarbtöne entschieden. Insgesamt ist der Raum recht groß, es ist also ausreichend Platz für Farben. Der alte Dielenboden durfte eine Lackierung behalten, denn die helle Farbe reflektiert das Licht. Miriam hat ihm lediglich einen frischen Anstrich in einem blassen Graugrün verpasst. Dazu sind ein beiger Retro-Kühlschrank und ein heller Küchenschrank miteingezogen. Das passt gut in das Raumkonzept, also hat Miriam die Einbauküche ebenfalls in hellem Eichenholz ausgesucht. Der knallrote Küchenstuhl ist ein echtes Highlight in der Wohnküche. Er bildet den stärksten Kontrast zu den zarten Tönen. Als letzten Kniff hat Miriam die gesprenkelten Griffe an der Küchenzeile hervorgehoben, indem sie die Arbeitsplatte farbig gestrichen hat. Die Heizkörper tragen die Wandfarbe und treten so in den Hintergrund.
In diesem Video zeigt dir Miriam, wie sie ihre Küche analysiert.
So gelingt die Farbkombi
Wenn es nach Miriam geht, bringen Farbkombinationen am besten Kontraste mit. Andere fühlen sich vielleicht mit gedeckten Farben wohler. Das Schöne: Farben sind Geschmackssache, und es ist alles erlaubt! Um die passende Entscheidung für sich selbst zu treffen, kann es helfen zu überlegen, wie Farben miteinander wirken. Dann könnt ihr nämlich anregende und beruhigende Farben gezielt für die gewünschte Stimmung einsetzen. Und das funktioniert so: Schaut euch zunächst im Raum um. Gibt es Gegenstände, die besonders präsent sind oder eine schöne Farbe haben? Vielleicht eine Lieblingsvase in einem Pastellton? Oder ihr plant ein farbiges Sofa anzuschaffen? Dann leitet daraus eure Farben ab. Damit es nicht zu kompliziert wird, startet am besten mit drei Farben. Mehr geht dann später immer noch.
Jetzt kommt eine kleine Analyse: Nehmt ein Farbrad zur Hand – oder orientiert euch an Miriams Guideline unten – und schaut nach, wo sich eure Farben darauf befinden. Liegen sie nebeneinander, habt ihr analoge Töne gewählt. In Kombination wirken sie eher beruhigend. Komplementäre Farben dagegen befinden sich auf dem Farbrad gegenüber und wirken anregend. Je nachdem, welche Stimmung ihr euch für den Raum wünscht, könnt ihr nun eine Farbauswahl treffen. Im letzten Schritt legt ihr fest, wie präsent die einzelnen Farben sein sollen. Vielleicht habt ihr schon eine Farbe im Kopf, die ihr großflächig einsetzen möchtet, etwa als Wandfarbe. Das ist dann die Hauptfarbe, die die Stimmung im Raum maßgeblich beeinflusst. Welche weiteren Farben sollen dominant sein? Und welche Farben möchtet ihr eher für Details einsetzen? Das werden eure Neben- und Akzentfarben.
Farbkombis sind eine Kunst für sich. Miriams Guideline führt dich Schritt für Schritt.
Zeit für Gemütlichkeit: das Wohnzimmer
Miriam stellt sich Farben gerne als Akkord vor: Unbegleitet wirkt ein dominanter Ton für ihr Gefühl schnell langweilig. Deshalb kombiniert sie lieber mehrere Farben zu einem stimmigen, anregenden Akkord. Um eine schöne Farbkombi für ihr Wohnzimmer zu finden, lässt sich Miriam auch von ihrem Interieur inspirieren: von den Rosa- und Lilatönen in der Lampe und in Kissen, von der senfgelben Vase oder dem Plakat an der Wand, das Türkis- und Olivtöne enthält. Als Hauptfarbe wählt Miriam Beige aus, damit das Wohnzimmer schön freundlich wirkt. Türkis und Olivgrün setzt sie als Nebenfarben ein. Ihre Akzentfarben für auffällige Details sind Pink und Lila.
Welche Farben passen zu mir? Finde es mit der Wohnpsychologie heraus!