Weiß ist nicht gleich Weiß
Wenn es um Wandfarbe geht, entscheiden sich Deutsche gerne für Weiß. 50 Prozent haben so beispielsweise ihre Küche gestrichen. Ganz schön langweilig? Von wegen! Weiß legt sich auf keinen Stil fest. Denn Weiß ist nicht gleich Weiß. Es gibt unzählige Abstufungen, und jeder Ton wirkt anders. Lerne die wichtigsten Weißtöne kennen. Wir erklären, wie sie wirken, wie du sie kombinieren kannst und das passende Weiß für deine Wand findest.
Tipp: Zum Streichen solltest du bereits abgetönte weiße Farbe kaufen, da es sonst beim Nachstreichen einer Wand kaum möglich ist, den exakten Farbton wieder hinzubekommen. Die RAL Classic-Farben geben Sicherheit. Denn diese Weißtöne können alle Farbhersteller nachmischen.
Die bekanntesten Weißtöne
In Deutschland arbeiten Gestaltungsexperten häufig mit den RAL-Farben. Die bieten schon seit 1925 vielen Herstellern für Wandfarben eine Orientierung. Das heißt: Das exakte Mischungsverhältnis der Farbtöne ist bekannt und für alle Farbproduzenten verbindlich. So kannst du unabhängig vom Anbieter immer wieder den gleichen Farbton nachkaufen. Deshalb stellen wir hier die bekanntesten RAL-Weißtöne vor:
Verkehrsweiß
Verkehrsweiß ist die hellste aller Farben. Manche Menschen fühlen sich von diesem Weißton sogar geblendet – vor allem, wenn direktes Licht auf die Fläche scheint. Da unser Auge immer zuerst die hellste Stelle wahrnimmt, solltest du dir bei der Raumplanung bewusst machen, dass diese Flächen sofort auffallen.
Signalweiß
Signalweiß hat eine angenehme Helligkeit, die perfekt mit anderen Farben harmoniert. Dieser Weißton schafft in modernen Büros eine freundliche Atmosphäre. Viele Autohersteller verwenden ihn, um ihre Karosserien mit einem eleganten Look zu versehen. Auch die Werbebranche vertraut auf die gute Lesbarkeit von Signalweiß auf Logos und Schildern.
Reinweiß
Reinweiß ist der am weitesten verbreitete Weißton. Nicht nur viele Wände, sondern auch Möbel sind „reinweiß“ gestrichen. Dieses Weiß kannst du gut mit starken Gegenspielern wie bunten Kunstwerken oder auffälligen Möbeln kombinieren. Die Wirkung ist dann noch eindrucksvoller.
Cremeweiß
Cremeweiß ist noch etwas dunkler als Reinweiß und wirkt dadurch etwas wärmer. Im gemütlichen Wohnzimmer sorgt dieser Weißton für eine einladende Atmosphäre. Vor allem im Zusammenspiel mit anderen Weißtönen entfaltet er seine Wirkung.
Grauweiß
Grauweiß nutzte früher beispielsweise das Deutsche Rote Kreuz als Fahrzeuglackierung. Heute findet es eher bei Außenfassaden seinen Einsatz. Denn auf grauweißen Häuserfassaden lassen sich Verfärbungen durch Schmutz oder Feinstaub weniger gut erkennen.
Perlweiß
Seit Jahrzehnten dient Perlweiß als Weißton für Schalter, Steckdosen sowie Kabelkanäle. Vielleicht ist er dir auch schon im Sanitärbereich von Schulen oder Krankenhäusern aufgefallen? Das silbrige Weiß mit cremefarbener Abschattung ist der Realist unter den Weißtönen: Sogar frisch gestrichen sieht er oft etwas schmutzig aus.
Farbe des Lichts
Aber warum gibt es eigentlich so viele Abstufungen, und wieso harmoniert Weiß so gut mit anderen Farben? Um das zu verstehen, genügt ein Blick in die Sonne. Denn auch Sonnenlicht ist weiß – und nicht gelb wie häufig angenommen. Außerdem vereint es alle Farben. Das kannst du zum Beispiel bei einem Regenbogen beobachten: Die Wassertropfen vom Regen brechen das Sonnenlicht in seine unterschiedlichen Bestandteile auf – der Farbfächer erstreckt sich von Rot bis Blau. Vermutlich sind Weißtöne gerade deshalb so vielseitig kombinierbar. Sie sind eine optimale Basis für Einrichtungsstile, die mit diesen Eigenschaften spielen. Mit weißen Wänden bleibst du flexibel, ohne dich von Anfang an festzulegen. Ändert sich dein Geschmack, kannst du Wünsche auch noch spontan umsetzen.
So kannst du Weiß zum Beispiel wunderbar mit natürlichen Brauntönen wie Leinenstoff, Leder oder Keramik kombinieren. Auffällige Designerstücke in knalligen Farben, verschiedenen Formen und Materialien erscheinen vor einer weißen Wand ebenso besonders eindrucksvoll. Planst du eine „Weiß in Weiß“-Gestaltung, solltest du unbedingt auf sanfte Tonabstufungen achten, damit deine Wohnung nicht ungemütlich steril, wie ein Krankenhaus wirkt.
Welches Weiß passt am besten?
Unter der großen Auswahl an Weißtönen den richtigen zu finden ist gar nicht so einfach. Allgemein gilt: Weiße Wände sind ideal, um kleine Räume größer wirken zu lassen. Denn weiße Flächen reflektieren viel Licht und hellen sogar dunkle Zimmer auf. Aber bevor du dich entscheidest, solltest du dir genug Zeit nehmen, alles zu planen: Wann und wofür nutzt du den Raum? Welche Stimmung möchtest du erzielen? Wie viel Licht kommt ins Zimmer?
Wenn der Raum große Fenster hat und nach Süden ausgerichtet ist, scheint die Sonne direkt herein. Dann funktionieren auch kühle oder bläuliche Weißtöne gut. In einem nach Norden ausgerichteten Zimmer sieht das schnell anders aus. Ohne direktes Licht wirken weiße Wände kalt und abweisend. Deshalb solltest du dunkle Räume besser mit warmen Weißtönen streichen. Auch solltest du dir gut überlegen, wie du deine Räumlichkeiten nutzen möchtest. Grauweiß schafft zum Beispiel eine eher ruhige Atmosphäre, die sich gut fürs Homeoffice eignet. Deine Küche streichst du am besten reinweiß. Das wirkt nämlich neutral, und dadurch kommt deine Küche richtig zur Geltung. Planst du dein Wohnzimmer neu zu gestalten, erzeugt Cremeweiß eine gemütliche Atmosphäre zum Entspannen. Für welchen Ton du dich letztlich auch entscheidest: Weiß ist der Alleskönner unter den Farben und deshalb immer eine gute Wahl. Probier’s aus!
Tipp: Streiche zunächst nur probeweise eine Ecke im Raum mit dem gewünschten Weiß. Beobachte in den Tagen danach, wie der Weißton bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen wirkt. So kannst du einfach testen, ob du die richtige Wahl getroffen hast. Noch mehr Streichtipps findest du hier!