© Berger Studios

Kleider machen Wände


In unserer Porträtreihe besuchen wir Menschen, die sich zu mehr Farbe im und am Eigenheim bekennen. Heute sprechen wir mit Hannah über ihr farbenfrohes Zuhause in der Nähe von Weinheim.

Mut lohnt sich: Nach dem Motto gestaltet Hannah ihre eigenen vier Wände und ermutigt andere dazu. Die Liebe für ausgefallene Farben, Tapeten und Interieur-Elemente steckt bei ihr quasi im Blut. Denn ihr Vater betreibt seit 30 Jahren ein Malerunternehmen. Genau wie er lebt Hannah ihre Leidenschaft jeden Tag durch ihren Beruf aus.

Zur Person
Hannah, Unternehmerin und Expertin für Innengestaltung. Schon als Kind schlägt Hannahs Herz für kräftige Farben und auffällige Tapeten. Die studierte Wirtschaftsjuristin arbeitet zunächst in der Personalabteilung eines Start-ups. Dort fehlt ihr allerdings die „bunte Komponente“, und so erfüllt sich Hannah schließlich ihren Herzenswunsch mit der Gründung des Tapetenhandels IPHEPHA. Dieser läuft Hand in Hand mit dem Malerbetrieb ihres Vaters. Zusammen bieten sie ausgefallene Farben und Tapeten an – für Menschen, die sich etwas trauen.

Was kommt zuerst: Wandgestaltung oder Möbel?
Hannah: Da gibt es keine Faustregel. Das kommt ganz auf individuelle Wünsche an. Hast du dich in ein besonderes Sofa verliebt, in eine auffällige Farbe oder eine Tapete voller Palmen? Dann ist genau das der Mittelpunkt, und der Rest wird darum herum gestrickt.

Wie war das bei deiner eigenen Wohnung?
Hannah: Bei mir selbst ist es am schwierigsten. Denn durch meinen Job sehe ich so vieles. Ich hätte am liebsten eintausend verschiedene Wände. Natürlich macht man sich auch Druck durch den Beruf, dass das Zuhause ganz besonders sein muss. Ich bin vor Kurzem mit meinem Verlobten in unser erstes Eigenheim gezogen, und wir haben uns neu eingerichtet. Sagen wir mal so: Ich habe mit der Wandgestaltung angefangen.

© IPHEPHA

Hat jeder Raum bei dir zu Hause ein Konzept? Wenn ja, wie sieht das aus?
Hannah: Ja, jeder Raum ist für sich gestaltet, aber die Farbpalette zieht sich durch alle Räume. Wir haben viel Beige, Rosé, Beeren- und Blautöne. So ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild. Ich finde es sehr wichtig, dass die Blickrichtung immer schön ist. Das bedeutet, wenn ich beispielsweise in unserem Flur in Beige-Blau stehe, schaue ich auf die ebenfalls blaue Wand im Schlafzimmer.





Was ist deine Lieblingsfarbe und warum?
Hannah: Wenn ich mich entscheiden muss, ist es Rosa. Die Farbe macht mich einfach glücklich. Sie ist zart, leicht und lieblich.

Woher kommt dein Mut zur Farbe?
Hannah: Der war schon immer da. Durch meinen Vater bin ich mit Farben und Tapeten aufgewachsen. Als Malermeister hat er mich schon früh mit auf Messen und Baustellen genommen. Deshalb kenne ich das „Farben-Umfeld“ schon, seit ich denken kann. Ich bin aber auch mit dem Alter mutiger geworden, weil ich mich selbst besser kennen gelernt habe.

Du bist Unternehmerin im Malerbetrieb deines Vaters und hast den Tapetenhandel IPHEPHA gegründet. Davor hast du als Wirtschaftsjuristin in einem Start-up gearbeitet. Wie passt das zusammen?
Hannah: In der Schule war es zunächst mein Traum, Grafikdesignerin zu werden. Aber gefühlt haben das alle gemacht. Ich habe mich stattdessen entschieden, Wirtschaftsrecht zu studieren und habe später in einem Start-up gearbeitet. Darin war ich sehr gut, es hat Spaß gemacht. Ich habe allerdings das Kreative vermisst. So bin ich auf die Idee gekommen, bei meinem Vater mitzumischen.

Wie kam es dann zur Firmengründung IPHEPHA?
Hannah: Die Idee entstand, als ich meine erste Wohnung eingerichtet habe. Ich fand es selbst alles andere als einfach, die richtigen Farben und Tapeten zu finden. Da bin ich auf die Idee gekommen, einen Ort zu schaffen, an dem es Ausgefallenes gibt, zusammen mit guter Beratung. Das in Zusammenarbeit mit meinem Vater zu machen ist einfach perfekt.


 
Zitat-Icon
Ich finde es schön, Wände bunt anzuziehen.

Ist das Farbenthema für dich Berufung?
Hannah: Ja, das ist es. Ich interessiere mich schon immer für Ästhetik und liebe es, in Blogs und Katalogen zu stöbern. Die Kombination von verschiedenen Stilen finde ich besonders spannend. Und obwohl ich erst seit 2018 mit IPHEPHA am Start bin, fühlt es sich so an, als wäre ich schon ein alter Hase. Ich war noch nie so sehr ich selbst wie mit IPHEPHA. Das macht mich sehr glücklich.

Was fasziniert dich an Tapeten?
Hannah: Ich finde, dass es kaum einen anderen Gegenstand gibt, der so viel mit einem Raum macht. Tapeten sind für mich Mode für die Wand.

… und deshalb nennst du es „Wandkleid“?
Hannah: Ja, ich trage selbst sehr gerne bunte Kleider und finde es schön, auch die Wände bunt anzuziehen.

Wie spielen Farben, Tapeten und Interieur als Komponenten zusammen?
Hannah: Das Gesamtbild muss stimmig sein. Eine gemusterte Tapete oder eine bunte Farbe allein reicht nicht aus. Ein gutes Raumkonzept ist das Ausschlaggebende und schafft am Ende die Atmosphäre. Nehmen wir beispielsweise ein Schlafzimmer: Als Hingucker eignet sich eine bunte Tapete an der Wand hinter dem Bett. Die restlichen Wände streichen wir in einem dezenten Ton aus der Tapete. Auffälligere Farben finden sich in den Accessoires wieder.

© IPHEPHA


Die Mischung macht’s. Aber wie?

Ob farbige Längsstreifen oder wilde Dschungel-Landschaft – beim Einsatz von Farben und Tapeten kommt es auf das Wie an. Denn Wandgestaltung erzeugt eine Stimmung im Raum. Wer sich dessen bewusst wird, kann sie gezielt einsetzen.

Akzente setzen: Farben und Tapeten müssen nicht über die ganze Wand laufen. Gerade Akzente können besondere Effekte erzeugen. Ein helles Sofa, umrahmt von einem dunklen Hintergrund, kommt beispielsweise besonders gut zur Geltung.

Farben und Tapeten kombinieren: Gemusterte Tapeten lassen sich sehr gut mit einfarbigen Wänden kombinieren. Besonders schön ist es, wenn sich eine Farbe aus dem Muster an einer anderen Wand wiederholt. Kräftige Farben finden sich am besten in den Accessoires wieder.

Farbkonzept festlegen: Ton in Ton, Farbkontraste oder kräftige zusammen mit neutralen Tönen – generell gilt: Erlaubt ist, was gefällt. Allerdings sollte der Gesamteindruck harmonisch sein und sich nicht „beißen“. Am besten nehmt ihr euch für das Farbkonzept einen Farbkreis zur Hilfe.



Bring Farbe ins Haus! Das funktioniert auch schon mit kleinen Akzenten. Tipps und Tricks für Wow-Effekte:

Funktional gestalten: Farbige Wände können ungünstig geschnittene Räume positiv beeinflussen. Große Muster verleihen großen Räumen beispielsweise eine behagliche Atmosphäre. Eine hohe Decke in einem schmalen Raum holen sie optisch etwas herunter und entschärfen so den schlauchartigen Eindruck.



 
Zitat-Icon
Ich habe das Gefühl, die Leute werden mutiger und trauen sich, mehr Farbe zu bekennen.

Muss ich Bedenken haben, mich an auffälligen Farben und Mustern schnell sattzusehen?
Hannah: Ich habe viele Kunden, die mit ausschließlich weißen Wänden zu mir kommen und sich mal etwas trauen möchten. Weiß ist eine neutrale Farbe. Damit macht man nichts falsch, es ist aber auch nichts Besonderes. Ich habe das Gefühl, die Leute werden mutiger und trauen sich, mehr Farbe zu bekennen. Das finde ich sehr schön, denn Farben können tolle Stimmungen transportieren. Wenn es dann ein paar Jahre gefällt, hat sich der Mut doch schon gelohnt! Dann muss ich zumindest nicht denken, „Hätte ich mich mal getraut“. Wer will, kann ja auch wieder umgestalten.

Wie oft gestaltest du selbst um?
Hannah: Meine erste Wohnung war sehr bunt, und ich habe mich fünf Jahre lang pudelwohl darin gefühlt. Dann dachte ich, jetzt könnte mal etwas Neues her. Ich finde, das ist eine lange Zeit. In so vielen Jahren möchte man ja auch einmal eine neue Jacke oder einen neuen Sessel.

Wie läuft die Umsetzung von ausgefallenen Farben und Tapeten? Kann ich das selbst machen oder sollte ich lieber Profis ans Werk lassen?
Hannah: Die Sache ist die: Ausgefallene Farben und Tapeten sind erklärungsbedürftig. Sie erfordern Beratung und eine geübte Hand. Deshalb ist oft auch Hilfe bei der Umsetzung gefragt. Berufserfahrung und eine Liebe zu außergewöhnlichen Techniken aufseiten des Malers sind hilfreich.

Haben Farben Saison? Was ist aktuell angesagt?
Hannah: Ja, Farben gehen mit der Zeit, und es gibt unterschiedliche Trends. Schon lange groß sind die Themen Dschungel und Blumen. Natürliche Oberflächen, Schattierungen und Marmorierungen sind beliebt oder auch Muster in Watercolour-Optik oder mit Farbverläufen. Ein neuer Trend im Interieur sind Elemente im römischen, antiken Stil, viel mit Säulen oder griechischen Statuen. Die Venus hat man zum Beispiel viel gesehen. Die habe ich auch zu Hause bei mir als Tapete.

© Berger Studios


Du wünschst dir auch mehr Farbe an deinen vier Wänden? Dann teste jetzt vorab mit einer App!