Farbkonzept made by Anna
Farbe war immer Anna von Kettelers Leidenschaft. Schon als Kind nutzt sie jede Gelegenheit, ihre Welt bunter und harmonischer zu gestalten. Als sie bei der Farbdesignerin Annie Sloan das erste Mal hochwertige Kreidefarben kennenlernt, entsteht die Idee, diese auch in Deutschland herzustellen. Im Jahr darauf bringt sie unter ihrem Mädchennamen „Anna von Mangoldt“ eine eigene Farbkollektion auf den Markt – und macht damit ihre Passion zum Beruf. Seitdem sind ihre Kollektion und ihr Unternehmen weiter gewachsen. Doch an Annas Leidenschaft für Farbe hat sich nichts geändert. Im Interview erklärt sie, wie sie und ihr Team bei einer Farbberatung vorgehen und worauf zu achten ist, wenn man ein Farb- und Raumkonzept für das eigene Zuhause entwickeln möchte.
Was sind deine ersten Schritte, wenn du ein Farbkonzept für eine Wohnung entwickelst?
Anna: Ich schaue mir zunächst einmal alles genau an. Also, was ist der architektonische Stil der Wohnung? Wie sind die Räume geschnitten? Sind die Decken eher hoch oder eher niedrig? Ich achte auch auf das Licht, etwa ob es viele Fenster gibt und welche künstlichen Lichtquellen vorhanden sind. Und dann schaue ich noch darauf, welche Grundfarben vorhanden sind, die ich nicht verändern kann. Das kann der Boden sein, die Türen oder auch sichtbare Holzbalken, die im Raum verlaufen.
Und anhand dieser Beobachtungen entwickelst du dann ein Farbkonzept?
Anna: Noch nicht ganz, denn es gibt noch mehr zu bedenken. Nämlich, wie wird der Raum genutzt? Wer wohnt dort? Welche Möbel werden darinstehen? Gibt es einen Gegenstand, beispielsweise ein Kunstwerk, um das sich das Farbkonzept drehen soll? Nach und nach schließe ich so immer mehr Farben aus. Das ist erst einmal ein stures Abarbeiten von Punkten, aber es hilft bei der richtigen Farbwahl ungemein.
Würdest du dieses Vorgehen auch jemandem empfehlen, der zum ersten Mal ein Farbkonzept erstellt?
Anna: Im Grunde ja. Manchmal hilft es, Fotos von den Räumen zu machen und sie sich noch einmal auf einem großen Bildschirm anzuschauen. So gewinnt man etwas Abstand. Aber mein wichtigster Tipp ist, sich frühzeitig damit auseinanderzusetzen, welche Farben man sich in seiner Wohnung wünscht. Meistens macht man das nämlich nicht, und dann wird der Druck immer größer, und am Ende wird das ganze Projekt „Streichen“ stressig.
Könnte man sich dann nicht das Farbkonzept einfach sparen und die ganze Wohnung weiß streichen?
Anna: Weiß ist per se nicht verkehrt. Aber häufig sieht man den Räumen an, dass es eine Notlösung ist. Meistens werden Räume weiß gestrichen, weil einem nichts Besseres einfällt, weil man nicht weiß, wie lange man dort wohnt und die Wohnung dann wieder weiß übergeben muss – oder weil es günstiger ist. Und das wirkt dann oft unfertig und ungemütlich. Es gibt natürlich Räume, wo das genauso sein soll. Und das ist oftmals dann der Fall, wenn es kein reines Weiß ist, sondern wo verschiedene Abstufungen verwendet werden. Die Natur ist ja auch nicht reinweiß. Wenn man sich für einen weißen Raum oder eine weiße Wand entscheidet, sollte man unbedingt darauf achten, ob es weiße Türen oder Heizkörper gibt. Wenn die Weißtöne nicht gut zueinander passen, wirken diese Elemente sonst schnell dreckig.
Die Farbe Weiß gibt es in unzähligen Abstufungen und Nuancen. Die wichtigsten davon haben wir hier für dich zusammengefasst.
Gibt es noch weitere Fehler bei der Farbgestaltung, die du immer wieder siehst?
Anna: Akzentwände sind auch so eine Sache. Viele glauben, wenn sie nur eine Wand in einem dunklen Ton streichen, dann wirkt der Raum nicht so dunkel. Es gibt Räume, in denen das super passt. Aber meistens wird einfach irgendeine Wand genommen, gerne die, in der sich Fenster befinden. Und dann entsteht plötzlich eine sehr dunkle Fläche, die im Raum überhaupt kein Gegengewicht mehr hat. Wenn man richtig Lust auf einen dunklen Akzent im Raum hat, empfehle ich, ein dunkles Sofa oder einen dunklen Teppich zu kaufen und dafür alle Wände in der gleichen Farbe zu streichen.
In Düsseldorf habt ihr für einen Kunden eine Dachgeschosswohnung farblich neu gestaltet. Den Flur habt ihr in einem kräftigen Jeansblau gestrichen. Wie kam es dazu?
Anna: In der gesamten Dachgeschosswohnung ist derselbe helle Holzfußboden verlegt. Dadurch fehlte eine klare Trennung zwischen den Räumen. Um das zu lösen, haben wir erst einmal jeden Raum in einer anderen Farbe gestrichen. Damit der Kontrast zwischen dem Flur und den davon abgehenden Räumen noch größer wird, haben wir ihn dunkel gestrichen. Das passte super zu dem hellen Fußboden und den weißen Türrahmen. Flure, die häufig kein natürliches Licht abbekommen, sind eine tolle Gelegenheit, in der Wohnung ein farbliches Statement zu setzen.
Gab es in der Wohnung noch weitere Herausforderungen?
Anna: Es gibt im Wohn-Essbereich alte Holzbalken. Zum Glück hat man die im Vorhinein weiß gestrichen, sodass sie nicht so vom Raum ablenken. Gleichzeitig hat die Wohnung hohe Decken, und die würde ich für gewöhnlich mit einer kräftigen Linie von der Wand absetzen. Aber durch die Balken wäre das zu unruhig gewesen. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, nur eine Linie von wenigen Zentimetern weiß zu streichen.
Neben dem richtigen Farbton spielt ja auch das Material der Farbe eine Rolle. Wie gehst du da in deiner Farbberatung vor?
Anna: Da gibt es wieder viel zu bedenken, zum Beispiel, wie der Raum genutzt wird und von wem. In die Wohnung in Düsseldorf sollte ein Kind mit einziehen. Trotzdem wollten die Kunden gerne eine matte Farbe an der Wand haben. Unsere Kreidefarben sind zwar sehr matt, aber auch sehr empfindlich. Deshalb haben wir dort alles in unserer „Resist“-Qualität gestrichen, die widerstandsfähig ist und sich feucht abwischen lässt. Zudem sollte man sich vorher den Untergrund, den man streichen will, genau anschauen. Bei einem mineralischen Putz aus Kalk oder Lehm sollte eine Mineralfarbe verwendet werden. Und es ist darauf zu achten, welche Wirkung man mit der Textur der Farbe erzielen will. Ein Babyblau in einer Latexfarbe wirkt wesentlich kälter als der gleiche Ton in einer Kreidefarbe.
Du bist nicht sicher, welche Farbe für dein Projekt die beste ist? Wir erklären, welche Spezialfarben es gibt und wann es sich lohnt, sie einzusetzen.
Da gilt es ja wirklich einiges zu bedenken. Was würdest du jemandem raten, der seinen eigenen Farbstil finden will?
Anna: Ich glaube, das Wichtigste ist: hingucken. Und zwar überall. Gerne in Wohnzeitschriften oder online. Aber auch in der Wohnung von Freunden oder an einem anderen Ort. Man sollte sich selbst bewusst machen: Was gefällt mir hier? Warum gefällt mir das? Und dann empfehle ich ein Moodboard. Einfach mal Inspiration sammeln, auch wenn gerade kein Umzug oder eine Veränderung ansteht. Denn die kommt bestimmt, und dann weiß man schon, was einem gefällt. Und wenn man merkt, dass man sich damit schwertut oder einen das Thema nicht anspricht, dann kann man sich Hilfe holen. Neben Farbberatungen wie bei uns findet man online viele Angebote – auch für den kleinen Geldbeutel. Dort werden dann die richtigen Fragen gestellt, und das hilft, aus dem Inspirationsloch herauszukommen.