© Paul Eis

Inspiration für die Fassade


Die poppigen Fassadenfotos von Paul Eis wollen inspirieren und Lust auf Farbe machen. Im echten Leben sieht es natürlich nicht ganz so bunt aus – aber auch kleine, farbenfrohe Flächen können Großes bewirken.

Paul Eis, der sich schon als Jugendlicher für Architektur interessierte, begann im Sommer 2015 damit, Fassadenfotos auf seinem Instagram-Kanal zu posten. Sehr bald fiel ihm aber auf, dass seine Aufnahmen alle recht trist wirkten, denn Weiß und Grau waren die vorherrschenden Farbtöne. Also experimentierte er mit der Bildbearbeitung und fügte selbst Farben hinzu. Knallige Farben, die diese Fassaden, wie er fand, einzigartig und auch fröhlicher machten.


 
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Paul Eis stellt das monotone Farbprinzip moderner europäischer Architektur infrage – und veröffentlicht farbige Gegenentwürfe existierender Architektur.

Farbe macht Laune

Natürlich sind seine Werke keine ernst gemeinten Gestaltungsvorschläge, sondern eher Inspiration und Anregung: Er möchte zeigen, dass Farbe eine Rolle spielt, dass auch einfach strukturierte Gebäude durch Farbe interessanter aussehen können. Und er konnte schon viele Menschen damit begeistern.

Shades of Red

Studentendorf Adlershof, Berlin


houses

Place2BU, Utrecht


rasterized

Edificio Bavaria, Bogotá


Steep slope

Edificio Aseguradora del Valle, Bogotá


Tendenz zu mehr Farbigkeit

Mittlerweile studiert Paul Eis in Linz Architektur, aber Spaß hat er immer noch an den bunten Fassaden. Wo entdeckt er heute seine Motive? Überall dort, wo er unterwegs ist: „In Großstädten findet man immer geeignete Objekte“, verrät er uns. Schließlich gibt es in der Architekturbranche ein gewisses ästhetisches Verständnis. Aber er sieht auch eine Tendenz zu mehr Farbigkeit: „Es gibt generell mehr Diversität, nicht nur farblich. Architektonische Gestaltung wird kleinteiliger, vielschichtiger, integriert sich ins Stadtbild.“ Trotzdem ist er unter den Studierenden einer der wenigen, die bei ihren Entwürfen auch Farbe einsetzen.


 
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„Die Architektur des Gebäudes gibt vor, was stimmig wirkt.“

Und für die eigenen vier Außenwände?

Längst arbeiten Stadtplaner erfolgreich mit Farbe, wenn es gilt, triste Wohnkomplexe wiederzubeleben. Aber wie kann man auf kleiner Fläche mutiger werden und das eigene Haus farbenfroher gestalten? Unser Tipp: den Eingangsbereich farbig betonen – damit lässt sich gut starten. Mit der Haustür kann man einen ersten Akzent setzen.

© Evelyn Paris/unsplash

Auf kleinen Flächen Farbe zeigen

Passend dazu können auch die Fenster farbig eingerahmt werden, das sieht man häufiger, der Profi nennt es „Faschen setzen“. Einen schönen Effekt erreicht man, indem man beispielsweise nur die Innenleibung der Fenster streicht. Hier sind dann auch kräftigere Farben möglich, da es sich nur um kleine Flächen handelt.

Wer noch einen Schritt weitergehen möchte, kann größere farbige Flächen um die Fenster herum gestalten, damit lässt sich eine zu gleichförmige Architektur prima auflockern. Und an älteren Häusern finden sich eventuell noch Klappläden, sie eignen sich ebenfalls, um an der Fassade farbige Akzente zu setzen.

Oder der Sockel: Er trägt das Haus und sollte daher dunkler bleiben als die restliche Fassade. Hier besser „verhüllte“ Farben nutzen – also Farben mit geringer Helligkeit und geringer Sättigung –, denn in Bodennähe gibt es ja immer ein bisschen mehr Schmutz, und der fällt dann weniger auf.



Tipp für die Farbkombination:

Die ausgewählten Farbtöne sollten nicht zu dicht beieinanderliegen, damit sie für das Auge auch als verschiedene Töne wahrnehmbar sind. Profis sprechen von mindestens 15 bis 20 Punkten Unterschied im Hellbezugswert – ein Maß für die Helligkeit von Oberflächen.





Die richtigen Farben finden

Bei der Farbauswahl spielen aktuelle Trends kaum eine Rolle. Viel wichtiger ist die Auseinandersetzung mit der Architektur, dem Umfeld und der Art der Nutzung. Außerdem ist entscheidend, was es bereits an Farb- und Materialvorgaben gibt. Denn zu bunt wird es uns eigentlich erst dann, wenn ein Farbton keinen Bezug zu Material und Architektur hat.

Das bedeutet zum Beispiel: Stark gesättigte Farbtöne, die wir nicht den üblichen Baumaterialien zuordnen können, wirken schnell zu laut und zu aufdringlich. Und wenn wir beispielsweise Jugendstil-Ornamente an der Fassade betonen möchten, dann sollten wir uns an der Farbigkeit der damaligen Zeit orientieren, damit es stimmig wirkt. Ein bisschen zeitgemäßes Aufpeppen ist dabei natürlich erlaubt.



Tipp für die Farbauswahl:

Am besten zwei bis drei Quadratmeter Musterfläche anlegen. Denn ein Farbton wirkt auf großer Fläche immer heller als im Farbtonfächer – und damit auch viel intensiver.